Welsh-Terrier - jagdlich geführt!

 

1) So fing alles an.

 

1998 starb unser Zwergschnauzer mit 15 1/2 Jahren und wir waren uns erst gar nicht sicher, ob wir überhaupt wieder einen Hund haben wollten. Aber dann war das Haus doch zu leer und da mein Mann inzwischen die Jägerprüfung gemacht hatte, beschlossen wir, uns einen Hund anzuschaffen, der auch zur Jagd taugte.

 

Da er nicht zu groß und auch im Haus zu halten sein sollte, fiel unsere Wahl auf einen Jagdterrier. Ein uns bekannter Jäger erwartete Nachwuchs von seiner Terrierhündin, die im Gegensatz zu vielen ihrer Rassegenossen ein recht verträgliches Wesen haben sollte. Es stellte sich aber nach Wochen des Wartens heraus, daß alles blinder Alarm gewesen war - also keine Welpen. Zum Glück, denn nun fiel unser Blick auf eine Zeitungsannonce, in der Welsh-Terrier angeboten wurden. Wir riefen an und konnten auch gleich zur Besichtigung kommen. Der Wurf bestand aus drei Rüden und einer Hündin, 6 Wochen alt. Die Mutter war klein und von schöner schwarz-roter Farbe, der Vater etwas heller und größer. Der Züchter antwortete auf unsere Frage nach der jagdlichen Brauchbarkeit der Rasse, er habe auch schon mal einen Welpen an einen Jäger verkauft und nichts Negatives gehört - das sei alles.

 

Wir gingen nach Hause, wälzten Bücher und schauten ins Internet und fanden, daß bis vor gar nicht so langer Zeit der Welsh als jagdlich geführte Rasse galt, ja sogar einer der Vorfahren des Jagdterriers ist und daß er heute noch in den neuen Bundesländern, Österreich, Polen, Ungarn und der Tschechei eine verbreitete Jagdhunderasse ist, die besonders für die Bau- und Wildschweinjagd, aber auch zum Stöbern und Nachsuchen eingesetzt wird. Das sagte uns zwar noch nichts über die Hunde, die wir gesehen hatten, aber da die Mutter FCI-Papiere aus Ungarn und der Vater KfT-Papiere eines hiesigen Züchters hatte, dachten wir, wir könnten es mal versuchen.

 

Wir suchten uns den dicksten Rüden aus und er wurde Malte von Eggeloge genannt. Daß er zwar tätowiert war aber keine KfT-Papiere hatte, störte uns damals noch nicht, später aber, als wir uns mit Terriern im Allgemeinen mehr beschäftigt und Kontakt mit dem Züchter des Vaters aufgenommen hatten, ließen wir uns durch eine Phänotypbestimmung auch vom KfT bestätigen, daß Malte ein echter Welsh-Terrier ist.

 

Klein Malte wuchs heran und recht bald stellte sich heraus, daß konsequente Erziehung vonnöten war. Also gingen wir, da es bei uns in der Nähe leider keinen Terrierclub gab, der Hundeerziehung anbot, erst zur Welpenspielstunde beim Pudelclub und dann zum Erziehungskurs bei den Boxern.

 

Unser Malte strotzte vor Selbstbewußtsein und war überzeugt, daß er - ganz unabhängig von seiner Größe - der schönste und stärkste Hund weit und breit war und so verbrauchten wir viel Zeit, Geduld und Kraft damit, seine überschäumende Energie zu bändigen: nicht raufen, sondern gehorchen sollte er! Oft hatten wir das Gefühl, es ginge alles zum einen Ohr hinein und zum anderen hinaus. Der oben erwähnte Züchter tröstete uns aber und sagte, wir sollten mal warten bis er zwei Jahre alt ist, dann würde alles besser, die Welsh seien halt Spätentwickler.

 

Und so war es auch: nachdem wir Malte sogar hatten überzeugen können, daß man auch Fahrradfahrer, Inlineskater und Kinderwagen vorbeilassen kann, ohne mit Gebell hinterherzusausen und daß Freifolge nicht die Erlaubnis zu eigenen Aktionen bedeutet, machten wir ziemlich genau an seinem 2. Geburtstag erst den Hundeführerschein und eine Woche später die Begleithundprüfung.

 

Ersterer wäre allerdings beinahe gründlich schiefgegangen, weil am zeitigen Sonntagmorgen die frische Kaninchenlosung auf dem Platz für Malte viel interessanter war als das Prüfungsprogramm.

 

Vermutlich hatte das mit der parallel laufenden jagdlichen Ausbildung zu tun, die für uns absolutes Neuland war. Mein Mann nahm ihn regelmäßig mit ins Revier und stellte bald fest, daß er zwar eine gute Nase hatte, aber in erster Linie auf Sicht jagte - also mußte Nasenarbeit geübt werden, was für ihn erst mal Ruhe und Konzentration lernen bedeutete. Er stand von Anfang an sicher vor und liebte die Stöberarbeit über alles, besonders im dichten Gestrüpp, wo die großen Jagdhunde nicht gern hineingehen. Da wir schon im Welpenalter mit 15-er Abflußrohren im Garten geübt hatten, ging er auch ohne Zögern in den Fuchsbau. Aber er bellte wenig und nur, wenn tatsächlich frische Fuchswitterung vorhanden war. Auch unsere Agilityübungen erwiesen sich als nützlich: bei der jährlichen Treibjagd müssen schlammige Gräben auf schwankenden Holzbohlen überquert werden, wenn man nicht kilometerweit bis zur nächsten Brücke laufen will - für Malte kein Problem, während seine großen Kollegen wie Münsterländer oder Deutsch Langhaar den Weg durch Dreck und Nässe wählten. 

 

Aber es kam natürlich, wie es kommen mußte. Malte unternahm zunehmend Privatjagden und sah überhaupt nicht ein, wieso er zu seinem Herrn kommen sollte, wo er doch einem Hasen auf der Spur war! Da er sehr genau zu unterscheiden wußte, ob eine 10m-Leine an ihm dran war oder nicht, besann sich mein Mann auf "leichteres Zeug" aus seinen Anglertagen und so war er - zum Staunen der Spaziergänger - mehrmals wöchentlich mit seinem Hund an der Angel im Revier anzutreffen. Aber ständiges Üben macht auch den eigensinnigsten Hund mürbe und inzwischen haben wir einen ziemlich hasen- und rehreinen Hund.

 

Die Frage der jagdlichen Prüfung erwies sich als äußerst kompliziert. Eigentlich wäre eine Bau- und Schweißprüfung das Richtige gewesen, um die Brauchbarkeit nachzuweisen. Aber da die Welsh nicht mehr als Jagdhunde gelten, ist man auf das Entgegenkommen anderer Hundeverbände angewiesen, um eine solche Prüfung ablegen zu können und dieses Entgegenkommen war leider nicht vorhanden, weder bei den Jagdterriern- noch den Teckelleuten, den Einzigen hier in der Umgebung mit Schliefanlagen. Inzwischen hat sich das geändert! Siehe Prüfungsmöglichkeiten!

 

Also entschlossen wir uns, die ungleich schwierigere Jagdeignungsprüfung, die allen Rassehunden offensteht, zu versuchen. Mit Gehorsam, Schußfestigkeit und Schweißfährte hatte Malte keine Schwierigkeiten mehr, aber er mußte nun auch lernen, etwas anderes als einen Ball zu apportieren, und zwar auf Befehl und nicht nur, wenn er Lust hatte. Am Anfang waren ihm Kaninchen und Ente zu schwer, aber mit ständigem Üben konnten die Schleppen immer länger werden.

 

Auch die Wasserarbeit war ein Kapitel für sich: er konnte sehr gut schwimmen (beim Üben hinter der lebenden Ente fing er sie fast), aber auf Befehl und "nur so" ins Wasser gehen - schwierig, schwierig! Aber auch das bekamen wir in den Griff und nach einem Fehlversuch, den allerdings der aufgeregte Hundeführer verschuldet hatte, bestand er mit 2 1/2 Jahren auch die Jagdeignungsprüfung, wobei er die Verlorenensuche und die Wasserarbeit besonders gut machte.

 

Ihm war der Applaus sicher, wenn "de Lüttje" mit fliegenden Ohren das gefundene Wild herbeitrug, weil auch die meisten Jäger nicht so ohne weiteres glauben wollen, daß ein kleiner Hund im Prinzip dasselbe leisten kann wie ein großer.

 

Mit der Zeit wurde Malte ein echter Profi: seine Erfahrung machte oft eine Kommunikation mit Worten überflüssig. Weil sich aber mit Beginn seines zweiten Lebensjahres eine Allergie manifestierte, die auch sein Fell betrifft, verfolgten wir die ursprüngliche Idee, mit ihm die Zuchtzulassung anzustreben, nicht weiter sondern beschlossen, ihm eine kleine Hündin als Gefährtin zu besorgen. So war seit November 2001 Eske von der Burgmannstadt bei uns.

 

        nächste Seite: So ging es weiter